erfahren Sie mehr über unsere Entwicklungsgeschichte im Laufe der Jahrhunderte unseres Bestehens. Wo kommen wir her, wo stehen wir heute. Was ist so alles bei uns passiert und was mussten wir erdulden.
erfahren Sie mehr über unsere Entwicklungsgeschichte im Laufe der Jahrhunderte unseres Bestehens. Wo kommen wir her, wo stehen wir heute. Was ist so alles bei uns passiert und was mussten wir erdulden.
Eine Urkunde aus dem Jahre 1283 erwähnt zwei unserer Dörfer, nämlich Marlen und Kittersburg (neben Altenheim und Hundsfeld). “Walther von Klingen verkaufte Marlen und Kittersburg an den Ritter Hogmesser von Straßburg“. Walther von Klingen war nicht nur ein vermögender Spross eines Freiherren, sondern auch Ritter und Minnesänger. Er lebte im Großraum Basel und zeitweise in Straßburg. Sein Dasein als Minnesänger ist in der berühmten manessischen Handschrift überliefert. Es war im Mittelalter, in der so genannten „kaiserlosen Zeit“ nach dem Untergang des Stauferreiches, war es durchaus üblich sich Ortschaften einfach anzueignen, als “Lehen“ wegzugeben (gegen Gebühr auf Zeit zu verleihen) oder bei Geldmangel auch komplett zu verkaufen. Ganze Dörfer waren somit Spielball der Mächtigen. So kamen auch wir des öfteren in andere Hände.
Der deutsche Kaiser hatte Holland unterstützt da dieses von Frankreich angegriffen worden war. Als Vergeltung überzog der König von Frankreich den Oberrhein mit Krieg. Der französische Feldherr Turenne nahm Stellung bei Altenheim, Schuttern und Goldscheuer. Die Kaiserlichen Truppen lagerten bei Allmannsweier und Nonnenweier. Turenne ließ bei Altenheim eine Brücke über den Rhein schlagen. Nach Kämpfen bei Sasbach wurden die Franzosen geschlagen, Turenne verlor im Zuge der Kampfhandlungen sein Leben. Die Französischen Truppen zogen sich über Eckartsweier nach Goldscheuer und Altenheim zurück. Die kaiserlichen Truppen rückten nach und am 1. August 1675 kam es bei der Siedlung „Waseneck“ bei Goldscheuer zum Angriff. Im Zuge der Kampfhandlungen wurden die französischen Truppen in die von Sümpfen durchzogenen Schanzen bei der Altenheimer Brücke zurückgedrängt. Das Ereignis ist auf alten Landkarten dargestellt und wurde unter dem Begriff „le Bataille d'Altenheim“, die Schlacht bei Altenheim, bekannt. Am darauffolgenden Tag, dem 2. August zogen die Franzosen über den Rhein nach Frankreich.
Grimmelshausen schrieb in seinem Buch Simplicius Simplicissimus folgende Zeilen über die Papierherstellung und den dafür benutzten Hanf und nahm dabei Bezug auf den aus Goldscheuer stammenden: „Zur Zeit des Königs Wenzeslaus bin ich bei dem Dorf Goldscheuer, wo der beste Hanf in der Welt wächst, als Samenkörnlein aufgegangen. Mein Herr verkaufte mich im Frühling einem Krämer und dieser einem Bauer mit großem Gewinn. Der Bauer warf mich in einen wohlgebauten Acker, wo ich als Hanfstengel emporwuchs.“ Mit dieser Erwähnung in dem weltbekannten Buch von Grimmelshausen, wurde der Name Goldscheuer in alle Welt getragen.
Im Jahre 1698 räumten die Franzosen die Festung Kehl, die durch Kaiser Leopold dem Markgrafen von Baden-Baden, Ludwig-Wilhelm auch „Türkenlouis"genannt, zugesprochen wurde. Außerdem erhielt Baden-Baden die Rechte an der Landvogtei Offenburg zu Lehen, darunter waren auch Goldscheuer, Marlen und Kittersburg.Nach dem Tode von Ludwig-Wilhelm im jahre 1707 übernahm Aibylla Augusta die Regentschaft bis 1727.Dann übernahm Ludwig Georg Simpert, der „Jägerlouis" genannt, bis zu seinem Ableben im Jahre 1761. Nachfolger wurde August Georg Simpert.
Im Jahre 1771 ging die Markgrafschaft, nach dem Tode des letzten Markgrafen August Georg, in den Besitz von Karl Friedrich von Baden-Durlach über. Die Ortenau jedoch, ein Reichslehen seit 1701, fiel an den Kaiser, also an die Habsburger zurück.
Marie Antoinette, die Tochter von Maria Theresia, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, sollte aus Staatsräson und um das Verhältnis der beiden Erzfeinde Österreich und Frankreich zu befrieden, den französischen König Ludwig XVI, Dauphin genannt, heiraten. Als der Tag näherrückte stand für Marie Antoinette eine beschwerliche Reise von Wien nach Paris an.
Die Straßenverhältnisse der damaligen Zeit waren nicht die Besten und einer zukünftigen Gattin eines französischen Königs nicht würdig. Und so brachte man die Straßen auf einen akzeptablen und benutzbaren Stand. Seinerzeit wurde beispielsweise der bekannte Pass durch das Höllental angelegt und auf die heute noch bekante Straßenführung umgebaut. Auch auf unserer Gemarkung wurde die Durchgangsstraße erneuert und mehr oder weniger bequem befahrbar angelegt. Die Straßenführung und auch die Straße selbst wurde „Dauphine-Straße" genannt.
Der so genannte Brautzug machte sich mit einem Tross von 200 Wagen auf den Weg von Wien Richtung Frankreich und führ unter anderen über Günzburg nach Schuttern. Marie Antoinette übernachtete ein letzte Mal auf deutschem Boden im Kloster von Schuttern, bevor sie durch das Ried gefahren wurde, unter anderem am 5. Mai des Jahres 1770 durch Altenheim, und auch an Goldscheuer und Marlen vorbei. Ein besonderes und einzigartiges Ereignis für die Bevölkerung der damaligen Zeit. Mitten auf dem Rhein, zwischen Kehl und Straßburg wurde Maria Antoinette dann in eine französische Robe umgekleidet, bevor die Reise weiterging nach Paris in ein ungewisses Schicksal, wie sich später herausstellte. Beide, Marie Antoinette und Ludwig der XVI starben in den Wirren der französischen Revolution. Noch vor dem zweiten Weltkrieg stand am heutigen Bahnhof in Marlen ein Gedenkstein der an dieses denkwürdige Ereignis erinnerte. Er ging jedoch in den Wirren des Krieges verloren.
Im Jahre 1803 kam die Landvogtei, darunter auch wir, durch die Bedingungen des Reichsdeputationshauptschluß an Herkules III. Rinaldo von Modena/Toscana/Italien, dem letzten Herzog des Hauses Este. Der Herzog starb am 14. Oktober 1803. Danach ging die Landvogtei an dessen Schwiegersohn Erzherzog Ferdinand von Österreich über. 1805 kam die Landvogtei, darunter auch die Dreiergemeinde Goldscheuer, Marlen und Kittersburg zum Großherzogtum Baden.
Das Großherzogtum Baden, dem wir seit 1804 angehörten war ein souveräner Staat. Ab 1871 wurde das Großherzogtum zu einem teilautonomen Bundesstaat innerhalb des deutschen Kaiserreiches.
Im Jahre 1936 wurden wir im Rahmen einer Neuordnung, wohl wegen der Nachbarschaft zu Kehl, dem Kreis Kehl zugeordnet, zuvor gehörten wir zu Offenburg.
Schon im Jahre 1948 arbeitete man auf Vorschlag der damaligen Militärregierungen daran mehr oder weniger, nach Fläche und Einwohner selektiert, ausgewogene Länder zu formen. Dies bedeutete für den Südwesten einen Zusammenschluß der Verwaltungseinheiten Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden. Die Verhandlungen gestalteten sich schwierig. Mehr als vier Jahre haben die Altbadener gegen den Zusammenschluß und für die badische Eigenständigkeit gekämpft. Die im Jahre 1950 stattgefundene Probeabstimmung ohne Bindung, entsprach in Württemberg den Erwartungen, in Baden jedoch nicht. Ein neues Gesetz machte dann den Weg für eine Volksabstimmung frei, die am 9. Dezember 1951 durchgeführt wurde. Bei einer Abstimmungsbeteiligung von mehr als 60 Prozent sprachen sich mehr als 70 Prozent für die Bildung eines Südweststaates aus. 92% Württemberger, 57% Norbadener und 62 % Südbadener sprachen sich für die Zusammenlegung aus. Am 25. April 1952 wurde die gemeinsaame Regierung gebildet und vom neuen Ministerpräsidenten Reinhold Maier verkündet. Baden-Württemberg war geboren, wir wurden Baden-Württemberger.
Goldscheuer, Marlen und Kittersburg, eine damals noch selbständige Dreiergemeinde, wurde am 1. Dezember 1971 im Zuge einer Gemeindegebietsreform, mit dem Ziel leistungsfähigere Gemeinden zu schaffen, als Ortsteil und Ortschaft nach Kehl eingemeindet. Wir wurden Kehler. Richard Schüler war seit 1967 Bürgermeister der Dreiergemeinde, nach der Eingemeindung wurde er Ortsvorsteher der Ortschaft Goldscheuer mit Marlen und Kittersburg. Im Rahmen der Gemeindereform wurden zudem Auenheim, Bodersweier, Hohnhurst, Kork, Leutesheim, Neumühl, Odelshofen, Querbach und Zierolshofen, aus dem Kehler Umland nach Kehl eingemeindet. Der Kreis Kehl wurde in der Folge ebenfalls aufgelöst und wurde Bestandteil des Ortenaukreises. Kehl wurde zur großen Kreisstadt erhoben.
Anlässlich der 725-jährigen Wiederkehr der ersten Erwähnung von Marlen und Kittersburg in einer Urkunde wurde ein nie dagewesenes Fest organisiert und an drei Festwochenenden zelebriert. In Marlen wurde eine große Fronleichnamsprozession, ein zweitägiges Schauspiel über die Badische Revolution, sowie ein dreitägiges Fest mit Festmeile und Angeboten in den Höfen veranstaltet. In Goldscheuer gab es ein dreitägiges Fest mit Festmeile sowie einen großen historischen Festumzug. In Kittersburg wurde ebenfalls ein dreitägiges Fest mit Festmeile sowie Ritterspiele präsentiert.